„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – betonte schon der renommierte Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. Denn nicht nur das, was wir sagen, sondern auch das, was wir durch unsere Körpersprache ausdrücken, spricht Bände. In Situationen, in denen wir mühsam versuchen, unsere Emotionen zu verstecken, verrät unsere Mimik bereits, was in uns vorgeht. Diese Gesichtsausdrücke, die wir nicht kontrollieren können, werden Mikroexpressionen genannt.

Mikroexpressionen und unsere Gefühle

Microexpressions sind ein Spiegel unserer Gefühle. Dabei gibt es sieben verschiedene Primär-Emotionen, die der Psychologe Paul Ekman in einer Reihe von Studien herausgearbeitet hat: Erstaunen, Angst, Ekel, Wut, Freude, Traurigkeit und Verachtung.

Microexpressions sind in allen Kulturen gleich.

Dabei stellte sich heraus, dass es bei den Microexpressions keine sichtbaren Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen gibt. Der Gesichtsausdruck einer wütenden Europäerin sieht also nicht anders aus als der eines wütenden Ureinwohners Papua-Neuguineas.

Die 7 Primär-Emotionen

Fear (Angst)

Angst ist eine Reaktion auf eine (reale oder imaginierte) Bedrohung unserer körperlichen oder seelischen Unversehrtheit. Das wichtigste Erkennungsmerkmal sind die nach oben gezogenen Augenlider sowie die hervortretende Sklera (weiße äußere Hülle des Augapfels) über dem Auge. Die unteren Augenlider sind zudem angespannt und nach oben gezogen. Der Mund ist geöffnet und die Lippen sind angespannt (oder gestreckt) und zurückgezogen. Beim Gefühl der Angst bilden sich auch horizontale Falten auf der Stirn.

Disgust (Ekel, Abscheu)

Ekel ist ein intensives Gefühl der Abneigung gegenüber unangenehmen oder widerlichen Reizen, das sowohl körperliche als auch psychische Reaktionen hervorrufen kann. Das typische Merkmal dabei ist die gerümpfte Nase. Die Oberlippe hebt sich und die Unterlippe ist nach oben geschoben oder gepresst (Schmollmund). Beim Gefühl von Ekel sind auch die Augenbrauen nach unten gezogen, die oberen Augenlider gesenkt und die unteren Augenlider angehoben, während eine Falte darunter entsteht.

Info: Das Bild mit den markierten Gesichtsbereichen findest du im kostenlosen PDF „Sehen, was in Menschen wirklich vorgeht – Körpersprache lesen lernen“. 

Mikroexpressionen erkennen – auch im Alltag

Es ist praktisch unmöglich, den eigenen Micro-Gesichtsausdruck zu unterdrücken.

Oft sehen wir bei unserem Gegenüber unmittelbar am Gesichtsausdruck, wie es ihm wirklich geht. Der Versuch, den eigenen Micro-Gesichtsausdruck zu unterdrücken, ist nämlich nahezu unmöglich. Somit kann man eine Person, die lügt, auch anhand ihrer Mimik entlarven. Wer gut geschult ist, kann in einem Zeitfenster von 0,04 bis 0,07 Sekunden merken, ob jemand glücklich, traurig oder angeekelt ist. In der Regel kann die Person erst nach diesem Zeitraum ihren Ausdruck wieder bewusst steuern.

Mikroexpressionen Training

Mit Hilfe von Seminaren und Coachings kann man trainieren, Microexpressions zu lesen. In unseren Seminaren und Einzelcoachings werden alle sieben Primäremotionen behandelt. Nicht jede davon ist leicht zu erkennen. Dazu kann man eine speziell entwickelte Software nutzen, um den Lerneffekt zu maximieren – schließlich geht es nicht einfach darum, alle Merkmale einer Emotion auswendig zu können, sondern um die Fähigkeit, diese Emotion im Alltag auch zu erkennen. Dies braucht Zeit und Übung, und nicht jede:r lernt gleichzeitig schnell.

Mikroexpressionen lernen: Von der Theorie zu Praxis

Insgesamt verbessert das bewusste Wahrnehmen und Interpretieren von Mikroexpressionen unsere zwischenmenschlichen Fähigkeiten und fördert soziales Handeln. Es lohnt sich also zu üben und aufmerksam zu sein, um Gesichter zu lesen.