Luzide Träume sind Träume, bei denen sich die träumende Person bewusst ist, dass sie träumt. Dadurch kann sie den Traum bewusst steuern.
Normalerweise sind wir uns nicht bewusst, dass wir träumen – erst nach dem Aufwachen fällt uns auf, dass alles nur ein Traum war. Luzides Träumen (auch „Klarträumen“ genannt) hingegen ist dadurch gekennzeichnet, dass man erkennt, dass man träumt – man wacht sozusagen im Traum auf.
Während eines luziden Traums ist man sich im Traum bewusst, dass man eigentlich im Bett liegt und schläft, und erlebt gleichzeitig die volle Realität eines Klartraums, der häufig noch realer als die Realität selbst erscheint. Dadurch, dass man weiß, dass man träumt, kann man die Kontrolle übernehmen und im Traum tun und erleben, was man möchte.
Klartraum-Definitionen
Forscher:innen sind sich bis heute nicht einig, wie man einen luziden Traum am besten definieren kann. Die Philosophin Celia Green brachte es 1968 auf den Punkt: „Ein luzider Traum ist ein Traum, in dem sich der Träumende seines Traumes bewusst ist.“ (Green/McCreery: Träume bewusst steuern, Krüger 1996). Diese Minimalversion einer Definition findet auch heute noch überall Zustimmung. Allerdings gibt es Forscher:innen, denen diese Definition nicht umfassend genug ist – sie fordern, dass zusätzlich noch einige weitere Kriterien erfüllt sein müssen, damit man einen Traum „luzide“ nennen kann.
Der deutsche Klartraumforscher Paul Tholey nennt sieben Klarheitskriterien, die einen luziden von einem nicht-luziden Traum unterscheiden. Die ersten vier davon müssen immer erfüllt sein, während die restlichen drei optional sind.
- „Klarheit über den Bewusstheitszustand: darüber, daß man träumt;
- Klarheit über die eigene Entscheidungsfreiheit: darüber, ob man z. B. vor einer Albtraumfigur Reißaus nimmt oder sich mit ihr anzufreunden versucht;
- Klarheit des Bewußtseins: im Gegensatz zum Trübungs-, Verwirrtheits- oder Dämmerungszustand;
- Klarheit über das Wachleben: darüber, wer man ist und was man sich für diesen Traum vorgenommen hat;
- Klarheit der Wahrnehmung: dessen, was man sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt;
- Klarheit über den Sinn des Traums;
- Klarheit über die Erinnerung an den Traum: Man beachte, daß sich dieser Klarheitsbegriff im Gegensatz zu den anderen nur indirekt auf den Traumzustand bezieht.“
(Tholey: Haben Traumgestalten ein eigenes Bewußtsein? Eine Experimentellphänomenologische Klartraumstudie, In: Gestalt Theory, 7 (1), 1985.)
Für die Praxis des Klarträumens scheint mir Celia Greens Minimaldefinition ausreichend: Das Hauptmerkmal, dass luzide Träume von nicht-luziden Unterscheidet, ist offensichtlich die Luzidität, also das Wissen darum. dass ich träume, während ich träume. Die Steuerungsfähigkeit des Traums ergibt sich in der Regel aus dieser Einsicht heraus.
Es ist aber wichtig zu verstehen, dass luzide Träume kein Alles-oder-Nichts-Phänomen sind: Klarträume haben unterschiedliche Grade an Bewusstheit – von wenig-bewussten luziden Träumen, in denen man nur einzelne Luziditätselemente zur Verfügung hat, bis hin zu glasklaren und vollständig steuerbaren Träumen, in denen einem das gesamte Wachbewusstsein inkl. Gedächtnis zur Verfügung steht.
Luzide Träume lernen
Mit ein bisschen Übung kann man das luzide Träumen lernen. Manche Menschen können es auch spontan oder von Natur aus. Die meisten allerdings müssen dafür regelmäßig trainieren – wie beim Sport.
Es gibt drei Arten von Techniken, um luzides Träumen zu lernen:
- DILD (im Traum luzide werden, durch Bewusstseinstraining)
- WILD (aus dem Wachzustand einen luziden Traum einleiten)
- EILD (durch externe Hilfsmittel im Traum luzide werden)
Die Buchstabenkombinationen sind Akronyme (auf Englisch) und stehen jeweils für die spezielle Induktionstechnik.
Beim DILD (dream-initiated lucid dreaming) soll man im nicht-luziden Traum „aufwachen“ und luzide werden. In diesem Fall hat die träumende Person vorher also geschlafen.
Beim WILD (wake-initiated lucid dreaming) versucht man, den luziden Traum direkt aus dem Wachzustand heraus zu induzieren. Die träumende Person war dann vorher wach (ist also nicht eingeschlafen) und hat auch vorher nicht geträumt – vielmehr ist der luzide Traum in einem fließenden Übergang zwischen Wach- und Traumzustand entstanden.
Das EILD (externally induced lucid dreaming) ist eine Wortschöpfung von mir. Dabei geht es um alle technologischen Geräte, die luzide Träume durch externe Signale „auslösen“ können. Das tun sie, indem sie die träumende Person z.B. durch ein Lichtsignal (durch die geschlossenen Augen) daran „erinnern“, dass sie träumt. Weiterhin gehören auch psychotrope Substanzen zu den EILD-Techniken. Damit sind Medikamente und pflanzliche Mittel gemeint, die helfen sollen, einen Klartraum zu erlangen.
Die Liste von möglichen Methoden in diesen drei Kategorien ist lang. Hier eine Übersicht:
Eine Gesamtübersicht mit ausführlichen Erklärungen zu einzelnen Techniken kann man in meinem Beitrag Luzides Träumen – Lerne deinen Traum zu steuern nachlesen. Hier soll es nun noch um einige interessante Fakten und Statistiken zum luziden Träumen gehen.
Luzider Traum: Fakten & Statistiken
- jeder zweite Mensch hatte schon einmal einen luziden Traum (55%), und jeder vierte Mensch träumt regelmäßig luzide (mehr als einmal pro Monat; 23% der Befragten)
- Menschen, die regelmäßig meditieren, haben häufiger luzide Träume
- die Dauer eines luziden Traums kann von wenigen Sekunden bis zu 40 Minuten reichen
- Forscher:innen sind sich weitgehend darin einig, dass das luzide Träumen von jedem Menschen erlernt werden kann, nur über die beste Methode gibt es Meinungsverschiedenheiten.
Verwandte Themen
Es gibt einige Begriffe, die man immer wieder im Zusammenhang mit dem luziden Träumen hört:
- Klartraum: deutsche Übersetzung von „lucid dream“ (von Paul Tholey); Synonym zu „luzider Traum“
- Traumyoga: luzides Träumen in der buddhistischen Tradition (Synonym zu „luzider Traum“, aber anderer spiritueller Hintergrund und anderes Ziel)
- Psychedelika: psychoaktive Substanzen (LSD, MDMA, Psilocybin, DMT), die ähnlich wie das luzide Träumen die Erfahrung veränderter Bewusstseinszustände ermöglichen
- holotropes Atmen: spezielle Atemtechnik, die Menschen ebenfalls (leicht) veränderte Bewusstseinszustände erleben lässt
- Oneironaut: wörtlich „Traumfahrer“, zusammengesetzt aus den altgriechischen Wörtern für „Traum“ und „Seefahrer“; Oneironauten sind Klarträumer:innen
- Witnessing: bewusste, aber traumlose Erfahrung während einer Tiefschlafphase
Ich habe für mich persönlich eine eigene Übersicht mit den besten Techniken für luzides Träumen zusammengestellt, mit dem ich selbst erfolgreich luzide Träume induzieren kann. Wer das luzide Träumen selbst erlernen möchten, kann sich mein PDF für das tägliche Training ansehen.
Es ist individuell, wie lange man benötigt, um mit gutem Training den ersten luziden Traum zu induzieren. Mir ist es in der zweiten Nacht gelungen, das ist aber sehr selten. Die Antwort bewegt sich irgendwo zwischen 1 Tag und 3 Monaten. Es ist wichtig, nicht zu früh aufzugeben. Manche Menschen erleben trotz Training den ersten Traum erst im dritten Monat, andere haben Glück und werden schneller belohnt. Die Forscher:innen sind sich aber einig: Wer die Arbeit investiert, wird auf kurz oder lang einen luziden Traum haben – jeder Mensch ist dazu fähig!